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Am 25.06.2019 folgte ich einer Einladung zum Kochabend in das Simmel Center in Dresden. Von meinen Eindrücken und Erfahrungen dieses Abends möchte ich euch gerne erzählen! Eins vornweg: Ich habe keine Gegenleistung zum Schreiben dieses Artikels erhalten.

Regional ist phänomenal oder „Oberlecker von um die Ecke“. So lautete vorgestern das Motto des Kochabends mit dem geniehaften Eric Reeh als Koch, unter anderem zu den Guerilla Chefs zugehörig, der mich mit einer Handvoll anderer essensbejahender Zeitgenossen im coolen Simmel Center in Dresden auf fürstliche Art beeindruckt hat. Doch von vorne.

Eric Reeh

Eric Reeh in seinem Element

Simmel Center Dresden

Ich kannte diesen Markt nur vom Namen und wusste, dass das ehemalige Hochhaus vorher dem DVB – Dresdner Verkehrsbetrieben – und davor der Deutschen Post gehörte. Als ich vorgestern erstmals in den Simmel Markt ging, war ich von der Größe und Vielfalt mehr als beeindruckt. Wie ich hörte, stehen hier über 65.000 Artikel im Sortiment. So die Aussage von Martin, der neben seiner leitenden Position im Simmel Markt auch einen eigenen Instagram-Account betreibt, wo man allein durch den Account-Namen auf Anhieb seine Leidenschaft erkennen kann.

Im Simmel Bistro

Bei 37 Grad Außentemperatur war ich heilfroh, dass das Kochevent im schicken Bistro des Simmel Center stattfand, wo eine angenehme, nicht zu starke Klimatisierung alle Sinne wachhielt. Perfekt also, um die kulinarischen Dinge zu genießen. Die Organisation des Events wurde übrigens durch die Agentur ABG Marketing aus Dresden übernommen und professionell moderiert. Danke an dieser Stelle an die sympathischen Mädels Franziska und Lea!

Regional genial

„Um die Ecke“ bedeutete in diesem Fall, dass die Zutaten, die Eric für die fünf Gänge verwendet hat, ausschließlich aus der Region kamen. Ein wichtiges Merkmal übrigens für einen beträchtlichen Teil der angebotenen Frischeprodukte im Simmel Markt. Unter anderem für das Menü dabei waren Sachsenbarsche von Sachsenfisch aus Kirschau in der Oberlausitz, die als Grundlage für die exzellente Vorspeise dienten.

Menü am Kochabend

Das Menü zum Kochabend

Getränketechnisch gab es phantastisches Hop on Top Bier aus dem Herzen von Dresden, welches von Martin Schrader, dem Eigner der kleinen Braumanufaktur höchstpersönlich vorgestellt wurde. Wer Craft Beer mag und das Besondere an handgemachten Bieren schätzt, kommt hier voll und ganz auf seine Kosten.

Hop on Top

Holly ist ein leckeres Weizenbier.

Das Essen fetzt!

Das Abendmenü stand übrigens unter dem Slogan „Alles im Stehen“ und aus meiner Sicht war das eher rhetorisch gemeint, denn für die von Eric zubereiteten Köstlichkeiten ließ man in der Tat alles stehen – und futterte im Sitzen.

Los ging es mit einem abgeflammten Ceviche vom besagten Sachsenbarsch, der mit einem bunten Rettichsalat, bestehend aus Radieschen, Rettich, diversen Kräutern und einem grandiosen Olivenöl umgarnt wurde – lecker!

Ceviche vom Sachsenbarsch

Was für ein Start! Sachsenbarsch-Ceviche.

Danach gab es einen Coppa von der Färse, der in seiner Konsistenz an Zartheit gegen so ziemlich alle Schinkensorten anstinken kann, die Rang und Namen besitzen. Dazu ein geröstetes Ciabatta mit dem gratinierten Mark aus Markknochen und eingelegte Zwiebeln darüber – himmlisch!

Bevor es weiter ging, kredenzte uns Jens Hugel vom Dresdner Weinkombinat Hugel einen hervorragenden Riesling Kabinett feinherb des Jahrgangs 2018 aus dem privaten Weingut Steinmetz Brauneberger Juffer, der mit spritzig-erfrischender Säure und wohliger Frucht einen echten Hochgenuss bereiten konnte.

Coppa auf gratiniertem Markknochen

Coppa in exzellenter Ausführung. Hmm!

Der nächste Gang kam in Form einer im Simmel Center handgemachten Cheese Dog Bratwurst, die mich schwer begeistert hat. Auf den ersten Blick als sehr grobe Bratwurst zu erkennen, erklärte mir Martin, dass es sich dabei nicht um Fettgrieben, sondern vielmehr um geräucherten Goudakäse handele. Die Würste werden daher bei eher schwacher Hitze langsam gebraten, um das Innenleben schonend zu garen.

Die Cheese Dog Bratwurst

Die Cheese Dog Bratwurst

Das Ergebnis wurde in einem Baguette mit Spitzkohl und Chili serviert. Ich fand, so war der Hot Dog vollkommen neu erfunden und hob ihn auf einen vollkommen neuen Level. Diese Wurst werde ich mir auch trotz einem ziemlich langen Anfahrtsweg für eine zünftige Grill-Session holen. Ich kann dies auch nur weiterempfehlen!

Der Hauptgang

Holla, die Waldfee! Da denkt man, das bisherige wird kaum zu toppen sein, da taucht Eric mit einem glasierten Ochsenbäckchen auf Maispürree und Chimimchurri auf und belehrt uns eines Besseren. Die Zusammenstellung spiegelt das große Talent von Eric beeindruckend wider und lässt den Genuss wiederholt zum Erlebnis werden. Was für ein Feuerwerk an den Geschmacksknospen!

Glasierte Ochsenbäckchen

Glasierte Ochenbäckchen auf Maispürree

 

Dessert und Gedankenaustausch

Nach interessanten Gesprächen von Pale Ale über nachhaltigen Fleischgenuss, der im Simmel Markt übrigens einen extrem wichtigen Punkt einnimmt, bis hin zur Fischzucht im Herzen Ostsachsens, gab es dann noch ein Dessert, welches den vorherigen Gängen in nichts nachstand: Ein Mini Brownie erhielt eine Haube aus Kokos-Limetten-Eis, das mit Thai-Basilikum eine herb-frische Note erhielt. Das Ganze wurde auf geflamten Baiser gebettet und mit Sous Vide Ananas umrahmt. Yuzu Sake Pearls sorgten für ein kreatives i-Tüpfelchen und das Finish aus fermentiertem Pfeffer setzte dem Gesamtwerk die Krone auf.

Wir waren uns einig – mehr geht nicht.

Brownie Nachtisch

Super leckerer Nachtisch

Resümee des Abends

Mit gestilltem Appetit und einem Überschuss an Endorphin – initiiert durch die vielfältigen Geschmackserlebnisse – wurde uns im Bistro des Simmel Marktes eindrucksvoll gezeigt, wie gekonnt man regionale Produkte zu nahezu himmlischen Potpourris der Gaumenfreude kombinieren kann. Alle Zutaten finden sich im wohlsortierten Simmel Markt, den man nicht nur in Dresden findet und durch seine exorbitante Auswahl zur Nummer eins macht, was das Einholen des Lebensmittelkontingents eines bewussten Genießers darstellen sollte.

Durch den Hang zum Regionalen bleibt die Kaufkraft da, wo sie hingehört – in der Heimat. Ich finde das großartig!